Kapitalmarktausblick - Ausgabe 01-2025

Donald 2.0 -  Die Rückkehr des Imperialismus ! Lesen Sie hierzu unseren Kapitalmarktausblick für das 1. Quartal 2025.

Kapitalmarktausblick für das erste Quartal 2025

Selten war die Prognose für ein bevorstehendes Jahr so schwierig und mit derart vielen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten behaftet, wie derzeit. Am 20. Januar 2025 wird Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Mit ihm droht ein radikaler Politikwechsel in den USA, der weltweite Auswirkungen haben wird. Die globale Ordnungsmacht USA hat ausgedient. Die Welt zerfällt in mehrere Machtzentren und Imperien- es gilt das Recht des Stärkeren.

Territoriale Begehrlichkeiten
Noch vor seinem Amtsantritt äußerte Donald Trump Interesse an einer Übernahme Grönlands, einer Integration Kanadas als 51. Bundesstaat der USA und forderte den Panama-Kanal zurück.  Zwar betonten alle Betroffenen unverzüglich, daß derartige Ambitionen nicht unterstützt würden. Einen militärischen Konflikt mit den USA dürften aber alle Beteiligten scheuen. Wer also hindert die USA daran, sich gewaltsam zu nehmen, was sich der Präsident wünscht ? Der drohte vorsichtshalber schon mal mit dem Einsatz des Militärs. Möglicherweise stehen wir vor einem großen Deal - jeder nimmt sich, was er will. Rußland erhält Teile der Ukraine, China darf sich Taiwan einverleiben und die USA nehmen sich, wonach es den Präsidenten gelüstet. Und Europa - schaut zu !

Die USA wollen ihr Territorium ausdehnen und der kommende amerikanische Präsident zeigt sich bereit, militärische und ökonomische Mittel dafür einzusetzen.

Oligarchie in USA - Angriff auf die Demokratie
In den USA setzt das Großkapital zur Übernahme der politischen Macht an. Damit vereinen sich wirtschaftliche und politische Macht in den USA - die Gewaltenteilung wird ausgehebelt. Bereits bestehende globale Unternehmen mit enormer wirtschaftlicher Macht erlangen weitere Optionen zur Durchsetzung ihrer Interessen. Innerhalb der eigenen Einflußsphäre werden diese Unternehmen kaum noch aufzuhalten sein. Dies betrifft insbesondere die amerikanischen Tech-Giganten, wie bspw. SpaceX, Tesla und X (vormals Twitter) von Elon Musk, die Google-Mutter Alphabeth und das Social Media-Reich von Mark Zuckerberg.

(A-)Social Media
Die Plattform X verzichtet bereits seit geraumer Zeit auf Faktenchecks und deligiert die Aufgabe der Überprüfung der Wahrheitsmäßigkeit zurück an ihre Nutzer. Mark Zuckerberg hat jüngst mit seinen Plattformen Facebook und Instagram in gleicher Weise nachgezogen. Die Plattformanbieter im Social Media-Bereich sparen sich die Kosten der Faktenchecker - gleichzeitig lässt sich auf der Plattform X bereits eine deutliche Verrohung von Sprache und Sitten erkennen. Fake News greifen immer mehr um sich. Statt der Suche nach der Wahrheit darf nun jeder ungefiltert seine Sichtweise mitteilen. Das nennt Mark Zuckerberg das Recht zur freien Meinungsäußerung. Im exponentiell wachsenden Daten- und Informationsmüll des Internets und der sozialen Medien gehen Wahrheit und Wissenschaft unter und werden ersetzt, durch laute Schreihälse mit kruden Ansichten und Ideen, vielen Followern und massiven Eigeninteressen. Für komplexe Sachverhalte werden einfache Lösungen gereicht. Die Existenz- und Zukunftsängste der Bevölkerung werden mit nationalistischen Parolen bedient - und das mit enormer Reichweite. Der Populismus ist auf dem Vormarsch.

Bisher setzt Europa mit dem Digital Services Act eigene Standards bei Datenschutz und für den Schutz vor illegalen Inhalten von Online-Plattformen und Suchmaschinen. Inwieweit Europa seine höheren Standards zukünftig global - aber auch in Europa - durchsetzen kann, wird zu beobachten sein. Bereits jetzt wird deutlich, daß global aktive Online-Plattformen in der Hand einzelner Personen und ohne echte staatliche Einflußnahme keine gute Idee sind. So mischt sich Elon Musk munter in den deutschen Wahlkampf ein und beschimpft europäische Politiker unflätig über seine Plattform. Er nimmt damit ganz offen Einfluss auf die politische Willensbildung und greift damit massiv in die Demokratie anderer Länder ein. Dies wird dann gefährlich, wenn nicht mehr das richtige Argument zählt, sondern die lauteste Stimme im Raum - dann finden gewichtige Gegenargumente kaum noch Gehör.

Demokratie ist ein Begriff für Formen der Herrschaftsorganisation auf der Grundlage der Partizipation bzw. Teilhabe aller an der politischen Willensbildung. Eine Teilhabe großer Teile der Bevölkerung an der politischen Willensbildung auf Basis von gezielter Desinformation zerstört die Demokratie.

Make America great again
Mit dem inflation reduction act (IRA) hat bereits die Biden Administration ein massives staatlich finanziertes Investitionsprogramm in die heimische US-Wirtschaft gestartet. Die Wirtschaftspolitik von Donald Trump wird die Reindustrialisierung der US-Wirtschaft fortsetzen. Für die Bevölkerung verspricht diese Strategie Vollbeschäftigung - schon jetzt läuft der US-Arbeitsmarkt heiß und die Löhne steigen stark an. Die heimische Wirtschaft will er zudem mit Zöllen schützen, d.h. ausländische wettbewerbsfähige Produkte mittels Strafzöllen zu sanktionieren, sodaß sie auf dem US-Markt nicht mehr erschwinglich sind und stattdessen, so das Kalkül, durch amerikanische Produkte ersetzt werden.
Gleichzeitig streben die USA Autarkie an, d.h. in allen relevanten Sektoren möchte das Land unabhängig vom Rest der Welt werden. Diese Strategie verfolgt im Übrigen auch China. Die Kombination aus Autarkie und dem eigenen Zugriff auf alle erforderlichen Ressourcen, gepaart mit militärischer Stärke, verleiht dem jeweiligen Land eine enorme globale Macht. Auf diesem Wege können internationales Recht, Institutionen und globale Allianzen mit Füssen getreten werden - es gilt das Recht des Stärkeren.
In Zeiten der globalen Erhitzung und knapper Ressourcen ist dies ein Freifahrtschein, sich ohne Rücksichtnahme auf andere Staaten einfach zu nehmen, was benötigt wird. Alle anderen Staaten müssen sich einordnen und werden zu Vasallen einer der beiden Supermächte - oder müssen ein eigenes Gegengewicht aus Kooperationen, Institutionen und globalen Allianzen schaffen.

Deglobalisierung beschleunigt sich
Die logische Folge überhand nehmender Partikularinteressen der Supermächte ist eine Beschleunigung der Deglobalisierung. Je weniger globale Anliegen den Diskurs prägen, desto problematischer wird dies für die bestehenden grenzüberschreitenden Probleme und Konflikte. Die globale Erhitzung, Migrationsbewegungen, die militärische Aufrüstung, knappe Ressourcen, die Sicherung internationalere Daten- und Energieinfrastruktur - die Anzahl globaler Probleme ist groß. Konstruktive Lösungen ohne internationale Koordinierung sind undenkbar. Andernfalls entwickeln sich Lösungsansätze, die nur noch Partikularinteressen dienen - die Welt teilt sich in Gewinner und Verlierer.

und Europa... ?
...hofft derzeit darauf, daß es schon nicht so schlimm kommen wird.

Fazit :
Die Schwankungsanfälligkeit der globalen Aktienmärkte könnte im neuen Jahr deutlich steigen. Die aktuelle geopolitische Gesamtsituation birgt ein hohes Potential an negativen Überraschungen für 2025. Nach zwei Jahren mit stark steigenden Aktienkursen ist das Bewertungsniveau amerikanischer Aktien sehr hoch. Der US-Anteil im MSCI World beträgt zwischenzeitlich über 72 %.
Dennoch muss man kritisch anmerken, daß die politischen Rahmenbedingungen für die Kapitalmärkte nicht die entscheidende Rolle spielen. Kapitalismus und Diktatur gehen sehr wohl zusammen, sofern die sich daraus ergebende Kombination die Gewinnerwartungen und Zukunftsaussichten der Unternehmen verbessert. In Zeiten von Verteilungskämpfen dürften jene Volkswirtschaften profitieren, die uneingeschränkten Zugang zu Ressourcen und Know How haben. In anderen Ländern droht Mangelwirtschaft mit entsprechend negativen Folgen für die Wirtschaft und die Kapitalmärkte. Das Geld sucht sich den Weg zum "best place to be". Derzeit scheint dies die USA zu sein - nur so läßt sich das deutliche Überbewertung amerikanischer Aktien und deren Übergewicht im MSCI World erklären. Der sich abzeichnende Raubtierkapitalismus à la Donald ist also teilweise schon eingepreist.
Die aktuelle Situation spielt der anderen Supermacht China in die Karten. Zeichnet sich die neue US-Administration durch das erwartbare Minimum an diplomatischem Geschick und fachlichem Know-How aus, das sich allein bei der Auswahl der Protagonisten durch Donald 2.0 angedeutet hat, dann könnten wirtschaftliche und politische Kooperationen mit China für den Rest der Welt attraktiver werden. Je brutaler den Industrienationen ihre Abhängigkeit von den USA vor Augen geführt werden, desto höher die Motivation, diese zu reduzieren. Das könnte auch Investments in China wieder hoffähig machen. Für China wäre dies ein strategisch kluger Schachzug, denn es gilt die eigene Abhängigkeit vom US-Dollar zu beenden und die Akzeptanz der eigenen Währung zu stärken.

Prüfen Sie daher Ihr Investment in Risikoassets und nehmen Sie die sich daraus ergebenden Schwankungsrisiken ernst. In 2025 könnten gute Nerven gefragt sein. Alternativ gibt es auf der Seite der verzinslichen Papiere noch gute Alternativen, um die Inflation auszugleichen und die Schwankungsanfälligkeit des Portfolios zu reduzieren. Unter Bewertungsgesichtspunkten muß der US-Anteil hinterfragt werden - unter Machtgesichtspunkten möglicherweise eher nicht. Es bleibt spannend.

 

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Kapitalmarktausblick – Ausgabe 01-2025