Kapitalmarktausblick - Ausgabe 04-2025
Es wird zunehmend frostig an den Kapitalmärkten. Lesen Sie hierzu unseren Kapitalmarktausblick für das 4. Quartal 2025.
Kapitalmarktausblick für das vierte Quartal 2025
Das vor uns liegende Winterhalbjahr könnte für die globalen Kapitalmärkten frostig werden. Zwar wurden zuletzt an vielen Aktienmärkten neue Alltime-Highs erreicht, dennoch hat die Aufwärtsdynamik bereits im Laufe des dritten Quartals 2025 an vielen Märkten deutlich nachgelassen. Mittlerweile sind die ersten Effekte der Zollpolitik der USA spürbar und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich global weiter eingetrübt. Die De-Globalisierung schreitet voran. Die Zahl der Gewinnwarnungen hat zugenommen und die aktuelle Gewinnentwicklung vieler Unternehmen bleibt hinter den optimistischen Analystenerwartungen zurück. Rückschläge an den globalen Aktienmärkten sind überfällig und wurden bisher nur von der überbordenden Anlageliquidität verhindert, die nach wie vor jeden Kursrückgang als Einstiegssignal nutzt und die Kurse oben hält. Damit baut sich sukzessive eine immer größere Fallhöhe auf, die in die persönliche Risikobetrachtung einbezogen werden sollte.
Schuldenkrise ante portas ?
Das Vertrauen in den US-Dollar hat in 2025 stark gelitten. Einen derartigen Kursrückgang der Währung, wie in diesem Jahr, hat es seit fünf Jahrzehnten nicht gegeben. Die Gründe für die Dollar-Schwäche sind vielfältig. Eine zentrale Rolle spielt die US-Wirtschaftspolitik. Die Staatsverschuldung ist zuletzt massiv gestiegen und liegt inzwischen bei über sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Defizit, wie man es sonst nur aus klassischen Krisenzeiten kennt. Gleichzeitig setzt die US-Regierung unter Präsident Donald Trump ihre expansive Haushaltspolitik fort. Steuererleichterungen und neue Ausgabenprogramme („Big Beautiful Bill“) haben das Vertrauen in die Solidität der amerikanischen Finanzen belastet. Genauso wie die Unsicherheit aufgrund der aggressiven Zollpolitik gegenüber vielen wichtigen Handelspartnern. Hinzu kommt das innenpolitische Klima: Donald Trump attackiert regelmäßig die Notenbank Federal Reserve und deren Vorsitzenden Jerome Powell, um eine noch lockerere Geldpolitik durchzusetzen. Diese Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed verunsichert die Märkte erheblich und beschädigt das Bild des US-Dollar als „sicherer Hafen“.
Augenscheinlicher Profiteur des Mißtrauens in den US-Dollar ist unter anderem der Euro. Ein genauer Blick nach Europa zeigt allerdings, daß dies bestenfalls eine Momentaufnahme ist. Während die Reaktion des US-Dollars auf die Aktivitäten der neuen US-Regierung überwiegend im ersten Halbjahr 2025 erfolgte, hat der US-Dollar gegenüber dem Euro seit Juni 2025 bereits wieder leicht aufgewertet. Der Auslöser für die nächste stärkere Veränderung des Euro-/Dollar-Wechselkurses dürfte daher vermutlich aus Europa kommen. Zuletzt sind die Renditen für französische Staatsanleihen deutlich gestiegen, nachdem die von Präsident Macron inthronisierte Regierung kurzfristig vor dem Scheitern stand. Premierminister Lecornu konnte nur durch das Aussetzen der umstrittenen Rentenreform seine Koalitionäre für eine neue Regierungsbildung finden. Dieses Zugeständnis belastet nun wiederum den französichen Staatshaushalt zusätzlich. Insgesamt zeigt sich in ganz Europa ein ähnliches Bild. Reformstau bei steigender Verschuldung, Zusatzinvestitionen in die Verteidigung, wenig Spielräume für staatliche Zukunftsinvestitionen, stattdessen Verwaltung des Statusquo, um den sozialen Frieden im Land zu wahren.
Europa gerät immer weiter zwischen die Fronten, zwischen den USA und China. Während die USA den Europäern nicht mehr als verlässlicher Partner zur Seite stehen und rücksichtslos ihre eigenen Interessen verfolgen, flutet China die europäischen Länder mit günstigen, staatlich subventionierten Produkten und verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Die USA entziehen Europa die militärische Unterstützung oder lassen Europa dafür bezahlen. China macht Europa in vielen Schlüsselbranchen Konkurrenz und nimmt europäischen Unternehmen Marktanteile ab. Gleichzeitig wird immer deutlicher, wie machtlos Europa diesem Treiben gegenübersteht. Politisch vollzieht sich seit Jahren ein schleichender Rechtsruck in Europa, nun scheint der Abstieg Europas langsam Fahrt aufzunehmen. Gelingt es nicht, diesen Trend aufzuhalten, ist das weitere Erstarken rechtspopulistischer Parteien vorprogrammiert. Können die etablierten Parteien nicht liefern, wächst der Unmut in der Bevölkerung und die Verdrossenheit auf deren Politik. Die demokratischen Kräfte werden immer handlungsunfähiger.
Politische Unsicherheiten
Die "letzte Patrone der Demokratie" sei die aktuelle Bundesregierung, wenn es nach dem bayerischen Ministerpräsident Markus Söder geht. Einig wolle man sein und an einem Strang ziehen, um als neue Regierung diese vermeintlich letzte Chance zu ergreifen. Seit 06. Mai 2025 ist Friedrich Merz deutscher Bundeskanzler. Nach über fünf Monaten im Amt stellt sich Ernüchterung ein. Aus der anfänglichen Hoffnung auf Besserung nach drei zähen Ampeljahren, erweist sich auch die aktuelle deutsche Regierung als zerstrittener Haufen. Sie beweist wenig Augenmaß für die wirklichen Stellhebel, um das Ruder herumzureißen und nutzt sich stattdessen in kleinkrämerischen Detailstreitereien ab. Der große Wurf ist nirgends zu erkennen. Die Fähigkeit an die Gemeinschaft aller zu appellieren, und wirklich von allen Beteiligten einen Beitrag zum Wandel zu verlangen, scheint nicht zu existieren. Stattdessen werden Partikularinteressen verfolgt, Randgruppen ohne Lobby stigmatisiert und Teilbereiche aus dem Wandlungsbedarf ausgeschlossen. Hinter Bürokratieabbau verbirgt sich ein riesiges Potential der Steigerung von Effizienz und Effektivität in deutschen Amtsstuben. Die Effekte der Digitalisierung verpuffen in den Hinterzimmern von Bund, Ländern, Kommunen und Gemeinden. Sind die Kassen leer (bspw. gesetzliche Krankenversicherung), dann wird nach Steuer- oder Beitragserhöhungen gerufen, statt auf die Suche nach den Ursachen der Kostenexplosion zu gehen. Was nicht über Beitragserhöhungen beizutreiben ist, wird mit Leistungskürzungen erwirkt. Und dann machen alle im System weiter wie bisher. Das ist kein Wandel, das ist Stillstand und der ist bekanntlich Rückschritt.
So oder so ähnlich geht es in vielen europäischen Ländern zu. Entsprechend groß ist der Frust in der Bevölkerung. Die Folge ist eine weitreichende Lethargie, fehlende Aufbruchstimmung in Zeiten, in welchen die europäische Position in globalen Märkten neu definiert wird. Europa droht untätig dabei zuzusehen, wie der produktive Kern Europas massiv angegriffen wird und zunehmend erodiert. Statt geschlossen die Zukunft Europas zu gestalten, blicken 27 Teilnehmer der europäischen Union auf sich selbst und in die eigenen Länder. Erschwerend fordert Russland die EU militärisch heraus, China fordert die EU wirtschaftlich heraus und die USA fallen als Verbündete aus und schwächen die EU in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht.
Preistreibende Faktoren
Die Inflation lebt, auch wenn wir bis Mitte 2025 sinkende Inflationsraten gefeiert haben. Seit zwei Monaten steigt die Inflation gegenüber dem Vorjahresmonat auf zuletzt 2,40 %. Steigende Preise für Dienstleistungen und steigende Lebensmittelpreise sind die Hauptauslöser. Die sehr niedrigen Energiepreise haben sich in den letzten 18 Monaten inflationsdämpfend ausgewirkt - für die Zukunft ist aus dieser Sicht kein weiterer Positiveffekt zu erwarten - eher umgekehrt. Die US-Zölle kommen gerade erst in den Preisen an. Die Investitionen in die militärischen Fähigkeiten Europas haben noch gar nicht begonnen. Deren wirtschaftlicher Effekt wird aber gering sein, insbesondere wenn wir uns von anderen Staaten mit militärischer Ausrüstung beliefern lassen.
Für viele nun auf Pump finanzierte Zukunftsinvestitionen wurde bisher nur ein Topf Geld auf den Tisch gestellt. Kapazitätsengpässe, Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie und allerlei Markteintrittsbarrieren werden dazu führen, daß das zur Verfügung stehende Kapital die erforderliche Umsetzung nicht schneller, sondern nur teurer macht. Volle Auftragsbücher wachsen von drei Jahre Vorlauf auf zehn Jahre Vorlauf an.
Strategische Themen werden vernachlässigt, stattdessen soll das Wahlvolk mit sozialen Wohltaten bei Laune gehalten werden. Es droht die Zweckentfremdung von Geldmitteln, die an anderer Stelle dringend benötigt würden, um die Zukunftsfähigkeit des Landes nachhaltig herzustellen. Stattdessen wird die Anspruchshaltung in der Bevölkerung immer weiter genährt, "was kann der Staat für mich tun ?".
Dabei ist klar, daß soziale Wohltaten mit wirtschaftlichem Erfolg einhergehen müssen, ansonsten fehlt irgendwann schlichtweg das Geld für soziale Wohltaten.
Die Inflation hat das Potenzial, den sozialen Frieden und die Demokratie in Europa zu gefährden. Die Schere zwischen Arm und Reich geht ohnehin schon immer weiter auseinander. Ein weiterer Inflationsschock mit 20 % würde diese Entwicklung massiv verschärfen. Die Verlierer der Gesellschaft könnten in der Mehrheit sein. Die dann folgende Abrechnung mit dem Establishment wäre der Siegeszug für die Protestparteien in Europa. Der Rechtsruck wäre vollzogen, in dessen Folge sich Europa selbst abwickelt. Die Lücke schliessen andere Länder.
Fazit :
Für langfristig investierbares Kapital führt an den globalen Aktienmärkten weiterhin kein Weg vorbei. Als Investor macht es Sinn, das Kräfteverhältnis im globale Machtgefüge im Auge zu behalten und bei seinen Investments zu berücksichtigen. Kurze massive Kursrücksetzer aufgrund krisenhafter Entwicklungen und exogener Schocks sind gute Einstiegspunkte für langfristige Investoren. Die hohe Liquidität treibt die Preise am Kapitalmarkt und in der Realwirtschaft, d.h. die inflationsfreien Zeiten sind vorbei. Für den Kleinsparer wird die Inflation zum großen Problem, da er traditionell nicht im Aktienmarkt investiert ist. Preisanstiege in der Realwirtschaft reduzieren die Kaufkraft seiner Rücklagen. Der Aktienmarkt bleibt dauerhaft eines der besten Investitionsziele, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen. Market Timing wird immer schwieriger. Crash-Szenarien sind Einstiegsgelegenheiten. Investieren Sie ausschließlich Kapital im Aktienmarkt, welches Sie langfristig nicht benötigen.
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