Kapitalmarktausblick - Ausgabe 01-2024

Die globalen Aktienmärkte korrigieren im 1. Quartal 2024. Die Weltwirtschaft lahmt - Deutschland stagniert weiterhin. Die Inflation steigt zum Jahresbeginn wieder. Die Zinswende kommt im zweiten Halbjahr 2024. Lesen Sie hierzu unseren Kapitalmarktausblick für das 1. Quartal 2024.

Kapitalmarktausblick für das erste Quartal 2024

Die für das 4. Quartal 2023 erwartete weitere Korrektur an den internationalen Aktienmärkten ist ausgeblieben. Stattdessen stiegen die Aktienmärkte im Laufe des 4. Quartals 2023 deutlich an - teilweise auf neue Allzeithöchststände. Der DAX kletterte auf einen neuen Höchststand von über 17.000 Punkten, den er allerdings im weiteren Verlauf nicht halten konnte. Dies ist besonders bemerkenswert, da die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr mit -0,3 Prozent schrumpfte. Der deutschen Rezession in 2023 steht ein DAX-Anstieg auf Jahressicht von über +19 Prozent gegenüber. Nun besteht der DAX zu einem großen Teil aus international operierenden Unternehmen - dennoch überrascht das Plus, denn ob Automobilbranche, Banken, Chemie und Maschinenbau, in vielen Branchen läuft es für die deutschen Unternehmen derzeit nicht rund.

Haupttreiber dieser Entwicklung waren deutlich sinkende Kapitalmarktzinsen. Die von der Bundesbank ermittelte Umlaufrendite aller börsennotierten festverzinslichen Wertpapiere inländischer Emittenten fiel im 4. Quartal 2023 von in der Spitze 2,94 Prozent auf 1,95 Prozent kurz vor Jahresende. Seither steigt die Umlaufrendite wieder - auf aktuell 2,19 Prozent und seither ist es mit der Glückseligkeit an den Aktienmärkten vorbei.

Das Korrekturpotential für die internationalen Aktienbörsen im ersten Quartal 2024 ist durch diese Sondereffekte deutlich gestiegen. Für das laufende Quartal erwarten wir wieder fallende Aktienkurse. Im Anleihebereich sind für die kurzfristige Kapitalanlage immer noch über 4 Prozent pro Jahr erzielbar. Für die mittel- und langfristige Kapitalanlage wird die weitere Inflationsentwicklung entscheidend sein.  Zu Jahresbeginn wird die Inflation wieder deutlich ansteigen - dies wird zu höheren Renditen in den längeren Laufzeiten führen und einen Teil des fulminanten Zinsrückgangs eliminieren. Für das Gesamtjahr erwarten wir eine Inflationsrate von über drei Prozent - damit erreicht die europäische Zentralbank (EZB) ihr mittelfristiges Inflationsziel von 2 Prozent das dritte Jahr in Folge nicht.

Nach einem performancetechnisch sehr ertragreichen Jahr 2023 stellen wir uns auf ein herausforderndes Jahr 2024 ein - mit moderateren Renditechancen in den einzelnen Anlageklassen.

Wirtschaftsausblick 2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet für 2024 eine Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums. Das internationale Wachstum wird mit 2,7 Prozent in 2024 erwartet. Wichtiger Faktor in der Schätzung der OECD ist das Wachstum in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den Vereinigten Staaten von Amerika und China, die beide 2024 langsamer zulegen werden. Für die US-Wirtschaft wird ein Wachstum von nur 1,5 Prozent prognostiziert, da die Zinserhöhungen der Notenbank das Wachstum bremsen werden. Die chinesische Wirtschaft, die von einer Immobilienkrise, steigender Arbeitslosigkeit und sich verlangsamenden Exporten geprägt ist, wird 2024 voraussichtlich um 4,7 Prozent wachsen.

Mit dem Inflation Reduction Act (IRA) lenkt die US-Regierung Investitionen in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar in den Klimaschutz und die Stärkung von Zukunftsbranchen. Die USA antworten damit auf die aktuelle Vorherrschaft Chinas in Schlüsselbereichen von Zukunftstechnologien und Nachhaltigkeitsthemen. Damit ist ein Standortwettbewerb zwischen Europa und den USA entstanden. Derzeit locken die USA mit hohen Subventionen Direktinvestitionen ausländischer Firmen in Zukunftstechnologien an. Europa hat dem aktuell wenig entgegenzusetzen. Während die beiden Supermächte sich strategisch in Zukunftsfeldern positionieren, kämpft Europa mit Stillstand, Überregulierung, bürokratischen Hemmnissen, sinkender Wettbewerbsfähigkeit und viel "Klein, Klein", statt strategischer Weichenstellung. Eine Besserung scheint kurzfristig nicht in Sicht.

Die europäische Kommision erwartet 2024 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent für die Euro-Zone. Der starke Preisdruck, die gestiegenen Zinsen und die schwache globale Nachfrage belasten Haushalte und Unternehmen. Für Deutschland wird ein Plus beim BIP von 0,8 Prozent erwartet, das damit gemeinsam mit Finnland das Schlusslicht der Eurozone bildet. Gründe sind laut IWF die Schwäche zinsempfindlicher Sektoren (bspw. Baubranche), die geringere Nachfrage durch Handelspartner und die Schwäche bei der Industrieproduktion. Aufgrund der hohen Energiepreise in Deutschland drohen deutschen Unternehmen eklatante Nachteile im globalen Wettbewerb. In deutschen Schlüsselbranchen wie Chemie und Automobil sinkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit.  In wichtigen Zukunftsfeldern, bspw. bei E-Autos, IT, Digitalisierung und grünen Technologien spielt Deutschland im globalen Kontext eine immer kleinere Rolle. Der Fachkräftemangel, ein hoher Grad an Überbürokratisierung, die mangelnde kollektive Leistungsbereitschaft und eine fehlende konkrete politische Zukunftsstrategie sind weitere aktuelle deutsche Standortprobleme.

Politischer Ausblick 2024

Superwahljahr 2024  -   4 Milliarden Menschen geben in 2024 weltweit bei 70 Wahlen ihre Stimme ab, unter anderem in Indien, der EU, Großbritannien und der Türkei.  Die global wohl folgenreichste Wahl findet in den USA statt - hier droht Trump 2.0.  Vielerorts gewinnen Antidemokraten an Zustimmung - insofern ist das Jahr 2024 auch eine Standortbestimmung für den aktuellen Zustand der Regierungsform Demokratie.

Für Europa droht ein Rechtsruck im Europa-Parlament - was das Regieren in der EU erschweren dürfte.  Für die erforderliche strategische Weichenstellung in der Europäischen Union wären dies schlechte Nachrichten. Wenig vorbereitet scheint man auch auf eine Wiederwahl von Donald Trump am 5. November 2024. Bereits jetzt zeichnet sich ab, daß im Lager der Republikaner kein ernstzunehmender Widersacher für Donald Trump auszumachen ist. Entsprechend droht ein Déja-vu bei der Präsidentschaftswahl 2024 - möglicherweise mit umgekehrten Vorzeichen. Der dann 81-jährige Joe Biden trifft erneut auf seinen Herausforderer und Widersacher, den 78-jährigen Donald Trump.
Donald Trump hat für den Fall seiner Wiederwahl bereits verlauten lassen "...ich will Diktator für einen Tag sein, weil ich eine Mauer bauen will und bohren, bohren, bohren will..." (nach Öl)  Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität Köln bewertet eine Wiederwahl Trumps wie folgt : "Die Vorstellungen, wie eine zweite Amtszeit Donald Trumps ausfallen könnte, reichen von schlimmen Szenarien bis hin zu ganz schlimmen Szenarien." Liz Cheney, Politikerin der Republikaner und Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney warnt davor, daß wenn Trump wiederkommt, dann bleibt er für immer. Die USA würden in eine Diktatur hineinschlafwandeln.

Aus europäischer und deutscher Sicht wäre eine Wiederwahl von Donald Trump eine Katastrophe - hat man doch seit dem letzten Amtsantritt von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten keinerlei Fortschritte bei der Reduktion der militärischen und sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den USA erzielt.  Die größte Sorge für Europa liegt beim Thema Sicherheit. Die europäische Sicherheit garantiert die NATO und damit bislang zu einem großen Teil die USA. Während sich die Europäer in den letzten Jahrzehnten üppige Friedensdividenden gönnten, hat sich die Weltmacht USA militärisch unabkömmlich gemacht. Durch Aussagen Trumps, er würde im Fall eines russischen Angriffs auf die baltischen Länder erst einmal schauen wollen, wie viel sie bezahlt haben, und dann entscheiden, ob er sie verteidigt oder nicht, hat die Glaubwürdigkeit der Nato-Beistandspflicht beschädigt. Im laufenden Ukraine-Krieg sind die USA laut Statista größter Unterstützer mit Waffen und Ausrüstung und zweitgrößter Unterstützer bei finanzieller Hilfe. Ohne die massive Unterstützung der USA sähe es um die Ukraine in militärischer Hinsicht schlecht aus. Europa entwickelt sich immer mehr zum machtlosen Statisten in an Europa angrenzenden Regionalkonflikten des Nahen Ostens (Serbien-Kosovo, Syrien, Afghanistan, Israel-Gaza-Krieg) Den Schutz durch die USA wird man sich unter Trump zukünftig möglicherweise teuer erkaufen müssen.

Im September 2024 wird in drei ostdeutschen Bundesländern ein neuer Landtag gewählt. Am 1. September 2024 wählen die Menschen in Thüringen und Sachsen, am 22. September 2024 wählt Brandenburg. Bei all diesen Wahlen zeichnet sich ein Rechtsruck ab. Aktuell liegt die AfD in den drei Bundesländern stabil über 30 Prozent. Laut einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa könnte die AfD in Brandenburg 32 Prozent, in Sachsen 34 Prozent und in Thüringen 36 Prozent der Stimmen bekommen.

Inflationsausblick 2024

Zu Jahresbeginn wird die Inflationsrate in Europa und in Deutschland wieder steigen. Gründe hierfür sind Mehrwertsteuererhöhungen, die Erhöhung der CO2-Steuer, höhere Netzentgelte, der Wegfall von Sondereffekten und gestiegene Mindestlöhne. Die verfassungsgerichtsbedingten Haushaltslöcher im Bundeshaushalt dürften zu weiteren Steuer- und Abgabenerhöhungen bzw. einem beschleunigten Subventionsabbau führen.  Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung in Europa und damit verbunden einen wieder abnehmenden Inflationsdruck und erste Leitzinssenkungen der EZB im zweiten Halbjahr 2024.

Auch die US-Notenbank (Fed) beließ den Leitzins zuletzt mehrfach unverändert in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Die Währungshüter stellten für 2024 Zinssenkungen in Aussicht. Die Fed rechnet für 2024 im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent - das deutet auf in etwa drei Zinssenkungen in 2024 hin. Entscheidend wird sein, wie schnell die Inflation in den USA rückläufig ist. Aufgrund der wirtschaftlichen Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft könnte die Fed gezwungen sein, mit zusätzlichen Zinssenkungen gegenzusteuern. Die ersten Zinsenkungen werden für März 2024 erwartet.

Nachdem im 4. Quartal 2024 vor allem die längerfristigen Zinsen deutlich gefallen waren, steigen sie seit Jahresbeginn 2024 wieder. Flankiert wird diese Entwicklung durch wieder höherer Inflationszahlen im ersten Quartal 2024. Somit dürfte es weiterhin interessant sein, sich im laufenden Quartal mit der Zinsentwicklung in den längeren Laufzeiten zu beschäftigen. Für den risikoärmeren Teil der Kapitalanlage gilt es, sich mit längerfristigen Festzinsbindungen auseinanderzusetzen. Möglicherweise haben wir im Oktober 2023 bereits das Zinshoch gesehen.

Fazit : Zinsen rechtzeitig längerfristig sichern

Aufgrund der fortgesetzten rezessiven Tendenzen in Europa erwarten wir die Zinswende in den nächsten Monaten. Entsprechend beobachten wir die Rentenmärkte sehr genau, inwieweit sich in den kommenden Monaten interessante mittel- und längerfristige Anlagechancen ergeben. Demnächst gilt es, sich die Zinskonditionen längerfristig festzuschreiben, bevor rezessionsbedingt der Preisauftrieb stoppt und möglicherweise für 2025 wieder deflationäre Tendenzen erkennbar sind.

Nach dem Anstieg an den globalen Aktienmärkten im vierten Quartal 2023 erwarten wir für das erste Quartal 2024 einen Rückgang bei den Aktienkursen.  Das zwischenzeitlich erreichte Bewertungsniveau paßt nicht zu den wirtschaftlichen Aussichten des laufenden Jahres.

Für Neuinvestments im Aktienmarkt empfehlen wir daher weiterhin eher den sukzessiven ratierlichen Einstieg in die globalen Aktienmärkte. Dabei sollte bewußt eine langfristige (10 Jahre plus) Investition geplant sein, da kurzfristig Kursverluste drohen. Ferner sollte eine Konzentration auf internationale Topwerte erfolgen, d.h. Unternehmen, die ein gutes internationales Geschäftsmodell haben und eine entsprechend starke Wettbewerbsposition.

Für ein Investment in die internationalen Rentenmärkte bietet sich der Blick in mittlere und längere Laufzeiten an. Im Laufe des 1. Halbjahres 2024 erwarten wir Kaufsignale für die mittleren und längeren Laufzeiten erstklassiger Bonitäten (Investmentgrade). Auf Basis der aktuellen Rahmenbedingungen könnte der Euro in den nächsten Monaten zur Stärke gegenüber dem US-Dollar tendieren, da die Zinsdifferenz zwischen USA und Europa aufgrund der erwarteten Zinssenkungen sinken dürfte.  Sobald auch die EZB im zweiten Halbjahr 2024 Zinssenkungen andeutet, dürfte sich das Blatt zugunsten des US-Dollar wenden. Im zehnjährigen Laufzeitbereich liegt der aktuelle Renditeunterschied zwischen einer deutschen und einer US-amerikanischen Staatsanleihe bei in etwa 1,77 Prozent pro Jahr (Stand: 16.01.2024).

Bitte klicken Sie auf den folgenden Link zum Öffnen des Quartalsberichts für das vierte Quartal 2023 :

X

  Quartalsbericht IV-2023 - Honorarberatung Bodensee

X

Die Honorarberatung Bodensee ist als Honorar-Anlageberatungsgesellschaft im deutschen Bodenseeraum tätig. Der Honorar-Anlageberater darf gesetzlich verpflichtet keinerlei Zuwendungen des Produktgebers (d.h. keinerlei Ausgabeaufschläge, keine Abschluss- und Bestandsprovisionen, keine internen Kick-Backs...etc.) erhalten und wird stattdessen ausschließlich direkt vom Anleger entlohnt. Dies führt zu einer unabhängigen und ausschließlich dem Anleger dienenden Beratung und Betreuung und in der Folge zu deutlich besseren Anlageergebnissen. Die Honorarberatung Bodensee verfolgt in der Depotberatung und -betreuung einen streng wissenschaftlichen Ansatz.

Die Dienstleistungen auf den folgenden Seiten bieten wir Ihnen auf eigene Rechnung und auf eigene Haftung an. Ausgenommen hiervon sind folgende Wertpapierdienstleistungen :

Die Honorar-Anlageberatung (§ 93 Abs. 1 WpHG) zu Finanzinstrumenten im Sinne des § 2 Abs. 2 Nr. 4 WpIG bieten wir Ihnen als vertraglich gebundener Honorar-Anlageberater gem. § 3 Abs. 2 WpIG ausschließlich auf Rechnung und unter der Haftung der NFS Netfonds Financial Service GmbH, Heidenkampsweg 73, 20097 Hamburg (NFS) an. Die NFS ist ein selbstbestimmtes Wertpapierinstitut und verfügt über die erforderlichen Erlaubnisse der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Weitere Informationen finden Sie in unserem Impressum.

Die NFS Netfonds Financial Service GmbH ist als Wertpapierinstitut in das öffentliche Register eingetragen, das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Internet geführt wird. Das Register können Sie einsehen auf www.bafin.de

Wir sind als vertraglich gebundener Honorar-Anlageberater der NFS in das öffentliche Register eingetragen, das von der NFS im Internet geführt wird. Das Register können Sie einsehen auf www.nfs-netfonds.de

Kapitalmarktausblick – Ausgabe 01-2024