Kapitalmarktausblick - Ausgabe 04-2023

Die globalen Aktienmärkte bleiben auch im 4. Quartal 2023 unter Druck. Wann kommt die Zinswende ? Lesen Sie hierzu unseren Kapitalmarktausblick für das 4. Quartal 2023.

Kapitalmarktausblick für das vierte Quartal 2023

Das dritte Quartal 2023 war geprägt von Korrekturen an den meisten internationalen Aktienmärkten. Der deutsche Aktienindex DAX verlor 4,32 %,  der EuroStoxx 50 gab um 5,08 % nach und auch der Dow Jones Industrial Index lag zum Quartalsende mit 2,51 % im Minus. Die abgeschwächte Aufwärtsbewegung im zweiten Quartal 2023 ist in eine moderate Abwärtsbewegung im dritten Quartal übergegangen. Zudem hat der DAX Ende September 2023 die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie von oben nach unten durchbrochen, was in der langfristigen Chartanalyse oftmals eine Trendumkehr signalisiert. Die Zeichen mehren sich, daß der langjährige Aufschwung an den internationalen Aktienmärkten in diesem Jahr ein Ende findet. Gemessen an der aktuellen Nachrichtenlage haben sich die Aktienkurse lange erstaunlich robust gezeigt - nun könnte ein längerer Abwärtstrend für Aktien eingeläutet werden. Die Aufgabe der nächsten Monate wird es sein, die Gewichtung von Aktien und Anleihen im Portfolio zu hinterfragen und ein entsprechendes Rebalancing vorzunehmen. Im Anleihebereich sind für die kurz- und mittelfristige Kapitalanlage über 4 Prozent pro Jahr erzielbar. Enden die Zinsanhebungen der Notenbanken, dann gilt es das bis dahin erreichte höhere Zinsniveau längerfristig zu sichern.

Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich weiter

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet für das laufende Jahr 2023 ein Wachstum der Weltwirtschaft mit 3 Prozent. In 2024 soll die globale Wirtschaftsleistung sogar nur noch um 2,7 Prozent zulegen. Probleme sieht die OECD hauptsächlich in Deutschland und China. Wesentliche Gründe für die verhaltenen Aussichten sind die Zinserhöhungen der Notenbanken, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Das höhere Zinsniveau bremst die Wirtschaftsaktivität. Eine schwache globale Nachfrage hat Chinas Exporte einbrechen lassen und trifft insbesondere exportstarke Nationen, zu denen auch Deutschland gehört. Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage bremsen die erwartete Erholung nach der Pandemie weiter aus. Zudem befindet sich der chinesische Immobilienmarkt in einer schweren Krise, wie die Insolvenz des Immobilienriesen Evergrande  und die Zahlungsschwierigkeiten von Country Garden zeigen. Erste Warnzeichen deuten darauf hin, daß die Immobilienkrise auf den chinesischen Finanzsektor übergreifen könnte. Die Krise birgt enormen sozialen Sprengstoff, weil viele Chinesen das Vertrauen in den Markt verloren haben. Das Risiko von Unzufriedenheit und sozialen Unruhen steigt, je mehr Leute ihr Geld verlieren oder auf unbestimmte Zeit auf ihre Wohnung warten müssen. Für China sind hohe Schulden und die Krise im Immobiliensektor bedeutende Herausforderungen.

Aktuelle Stütze der Weltwirtschaft sind die USA. Für 2024 wird aufgrund des starken Zinsanstiegs mit einer Wachstumsverlangsamung in den USA auf 1,3 Prozent gerechnet. Allerdings zeichnen sich die Prognosen durch hohe Abwärtsrisiken aus. Zu den Hauptsorgen zählt, daß die Inflation hartnäckiger sein könnte als erwartet. Dies könnte eine fortgesetzte Straffung der Geldpolitik zur Folge haben, was die Wahrscheinlichkeit einer abrupten Neubewertung von Vermögenswerten und von Finanzmarktturbulenzen erhöhen würde. Weitere Gefahren sind Verschuldungskrisen in Schwellen- und Entwicklungsländern und eine Vertiefung der geoökonomischen Fragementierung, sowie die Eskalation der Kriege in der Ukraine und in Israel.

Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um 0,5 Prozent schrumpfen. Deutschland ist damit der einzige G7-Staat, dessen Bruttoinlandsprodukt sich negativ entwickelt.  Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft um 0,9 Prozent wachsen. Gründe sind laut IWF die Schwäche zinsempfindlicher Sektoren (bspw. Baubranche), die geringere Nachfrage durch Handelspartner und die Schwäche bei der Industrieproduktion. Aufgrund der hohen Energiepreise in Deutschland drohen deutschen Unternehmen eklatante Nachteile im globalen Wettbewerb. In deutschen Schlüsselbranchen wie Chemie und Automobil sinkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit.  In wichtigen Zukunftsfeldern, bspw. bei E-Autos, IT, Digitalisierung und grünen Technologien spielt Deutschland im globalen Kontext eine immer kleinere Rolle. Der Fachkräftemangel, ein hoher Grad an Überbürokratisierung, die mangelnde kollektive Leistungsbereitschaft und eine fehlende konkrete politische Zukunftsstrategie sind weitere aktuelle deutsche Standortprobleme. Vor diesem Hintergrund bleibt abzuwarten, inwieweit die Wachstumsprognose des IWF für 2024 zutreffend ist.

Nachlassender Inflationsdruck stoppt Zinsanstieg

Nach zehn Zinserhöhungen in Folge hat die europäische Zentralbank (EZB) möglicherweise das Ende des konjunkturhemmenden, investitionsfeindlichen Zinszyklus erreicht. Laut EZB wird die durchschnittliche Inflationsrate mit 5,6 % im Jahr 2023, 3,2 % im Jahr 2024 und 2,1 % im Jahr 2025 angegeben. Auf Basis der aktuellen Einschätzung ist der EZB-Rat der Ansicht, daß die Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das - sofern es für einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten wird - einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert von 2 % leisten wird.  Diese Aussage kann als Signal für eine Zinspause verstanden werden.

Die US-Notenbank (Fed) hatte am 20.09.2023 den Leitzins unverändert in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen und eine Zinspause eingelegt. Laut Fed sei noch unklar, ob die Gipfelhöhe erreicht sei. Die Währungshüter signalisierten, daß sie zur Bekämpfung des Preisauftriebs noch einen Schritt nach oben für dieses Jahr ins Auge fassen. Zudem gehen sie nunmehr davon aus, daß das Zinsniveau bis Ende 2024 nur auf 5,1 Prozent sinken wird.

Diese jüngste Entwicklung führte dazu, daß die längerfristigen Zinsen nochmals deutlich gestiegen sind. Der Markt erwartet "Higher for longer", d.h. das aktuelle Zinsniveau könnte länger erhalten bleiben. Diese Einschätzung wirkte verstärkt auf die Zinskonditionen für die längeren Laufzeiten.

Eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit einer abrupten Neubewertung von Vermögenswerten und von Finanzmarktturbulenzen. Eine damit zusammenhängende Befürchtung ist, dass die Auswirkungen der bereits erfolgten geldpolitischen Straffung nur schwer abzuschätzen sind, weil sich nach langer Phase sehr akkommodierender Politik erfolgte und die Leitzinsen sehr schnell erhöht wurden. Für die Notenbanken ist es daher geboten, vor weiteren Zinsanhebungsschritten die Auswirkungen auf die Konjunktur und die Realwirtschaft engmaschig zu beobachten. Da Zinsschritte erst mit einem Zeitverzug von 6 - 12 Monaten zu realwirtschaftlichen Konsequenzen führen, werden heute bereits die Effekte der aktuellen Notenbankpolitik fortgesetzt bis tief ins kommende Jahr 2024 wirken.

Für Staaten, Unternehmen und private Haushalte rückt das Damoklesschwert der Schuldenrefinanzierung zu deutlich höheren Zinsen immer näher. Der IWF warnt vor einem "Schuldenwall" von 39 Milliarden Dollar in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Den Verbrauchern, Unternehmen und Regierungen, die während der Ära extrem niedriger Kreditkosten Billionen von Euro aufgenommen haben, steht eine Refinanzierung von Schulden zu massiv erhöhten Finanzierungskosten bevor. Auf europäische Unternehmen kommt ab 2025 eine Refinanzierungswelle zu, die ihren Höhepunkt in 2026 erreicht und in Ihrer Gesamtdimension aus heutiger Sicht bis ins Jahr 2028 dauern wird. Je länger die Zinsen also auf einem relativ hohen Niveau bleiben werden, desto mehr Schuldner erleben einen Sprung in den Kreditkosten. Ein jahrelang relativ hohes Zinsniveau kann somit fortlaufend auf immer mehr Schuldner negativ wirken, die sich in der Niedrigzinsphase umfangreich verschuldet haben. Dieser Effekt könnte sich längerfristig negativ auf die Konjunktur auswirken, wenn Marktteilnehmer aufgrund sprunghaft gestiegener Zinslasten Steuern, Abgaben und Preise erhöhen und Investitionen einschränken müssen.

Zielsetzung der Notenbanken muß also sein, spätestens im Laufe des Jahres 2024 die Inflation insoweit unter Kontrolle zu haben, daß Zinssenkungen zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Bekämpfung rezessiver Tendenzen mindestens wieder in Aussicht gestellt werden können. Sollte es in naher Zukunft zu heftigeren Finanzmarktturbulenzen kommen, wäre sogar zu erwarten, daß die Notenbanken abrupt mit großen Leitzinssenkungen gegensteuern. Vieles spricht insofern dafür, daß in den kommenden Monaten das Zinshoch gesehen wird.

Fazit : Zinsen rechtzeitig längerfristig sichern

Aufgrund der fortgesetzten rezessiven Tendenzen in Europa erwarten wir die Zinswende in den nächsten Monaten. Entsprechend beobachten wir die Rentenmärkte sehr genau, inwieweit sich in den kommenden Monaten interessante mittel- und längerfristige Anlagechancen ergeben. Demnächst gilt es, sich die Zinskonditionen längerfristig festzuschreiben, bevor rezessionsbedingt der Preisauftrieb stoppt und möglicherweise für 2025 wieder deflationäre Tendenzen erkennbar sind.

Nach dem Rücksetzer an den globalen Aktienmärkten im dritten Quartal 2023 erwarten wir für das vierte Quartal 2023 einen weiteren Rückgang bei den Aktienkursen.  Kurzfristig noch steigende Zinsen bei gleichzeitiger Rezession sind Gift für die Aktienbörsen. Nichts rechtfertigt in diesem Umfeld steigende Aktienmärkte. Wir rechnen bis Jahresende 2023 mit weiteren moderaten Kursverlusten an den internationalen Aktienmärkten.

Für Neuinvestments im Aktienmarkt empfehlen wir daher weiterhin eher den sukzessiven ratierlichen Einstieg in die globalen Aktienmärkte. Dabei sollte bewußt eine langfristige (10 Jahre plus) Investition geplant sein, da kurzfristig weitere Kursverluste drohen. Ferner sollte eine Konzentration auf internationale Topwerte erfolgen, d.h. Unternehmen, die ein gutes internationales Geschäftsmodell haben und eine entsprechend starke Wettbewerbsposition.

Für ein Investment in die internationalen Rentenmärkte bietet sich der Blick in mittlere und längere Laufzeiten an. Im Laufe des 4. Quartals 2023 erwarten wir Kaufsignale für die mittleren und längeren Laufzeiten erstklassiger Bonitäten (Investmentgrade). Auf Basis der aktuellen Rahmenbedingungen dürfte der Euro in den nächsten Monaten weiter zur Schwäche gegenüber dem US-Dollar tendieren, da die Zinsdifferenz zwischen USA und Europa nach wie vor sehr hoch ist.  Im zehnjährigen Laufzeitbereich liegt der aktuelle Renditeunterschied zwischen einer deutschen und einer US-amerikanischen Staatsanleihe bei in etwa 1,83 Prozent pro Jahr (Stand: 11.10.2023). Zudem ist die strategische Positionierung der USA in jeglicher Hinsicht deutlich besser.

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  Quartalsbericht III-2023 - Honorarberatung Bodensee

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