Kapitalmarktausblick - Ausgabe 04-2021
Lieferengpässe, steigende Preise und die Angst vor steigenden Zinsen, Corona, China und eine neue Regierung ante portas - die Sorgen für die Börsen nehmen zu. Lesen Sie hierzu unseren Kapitalmarktausblick für das 4. Quartal 2021.
Kapitalmarktausblick für das vierte Quartal 2021
Das dritte Quartal 2021 hat die erwartete "Beruhigung" an den globalen Aktienbörsen gebracht. Verglichen mit den Vorquartalen war es ein Quartal mit moderaten Wertzuwächsen. Die Sommerlethargie wurde durch einen fulminanten Start in die traditionell schlechteren Börsenmonate September und Oktober abgelöst, wodurch die diesjährige Aufwärtsdynamik an den globalen Aktienbörsen ein jähes Ende fand.
Das Börsenumfeld trübt sich mittlerweile deutlich ein - die Nachrichtenlage ist in vielen Bereichen derzeit durchwachsen bis schlecht. Dies animiert zu Gewinnmitnahmen und Umschichtungen und dürfte die Börsen auch in den kommenden Wochen beschäftigen. Nach dem starken Börsenanstieg der vergangenen Quartale drohen im vierten Quartal 2021 weitere Kursrückgänge.
In erschreckendem Ausmaß steigen derzeit die Preise in vielen Bereichen. Vor allem die Energiepreise, d.h. Öl-, Gas- und Strompreise erhöhen sich seit einigen Monaten in historischer Dimension. Stiegen zuerst nur die Großhandelspreise für Vorprodukte wie Holz, Stahl und Kunststoff, so kommen die Preisanhebungen zwischenzeitlich zunehmend auch beim Verbraucher an. Gerade höhere Energiepreise wirken sich gleichmäßig negativ auf alle wirtschaftlichen und privaten Aktivitäten aus und verteuern sämtliche Produkte und Dienstleistungen. Hinzu kommen branchenweite Lieferengpässe, wie bspw. der Chipmangel in der Automobilindustrie, die aufgrund fehlender Kapazitäten und der hohen globalen Nachfrage noch über viele Monate erhalten bleiben dürften.
Zwar verweisen die Notenbanken weiterhin auf "einmalige" Basiseffekte, dennoch werden die Stimmen lauter, die vor Zweitrundeneffekten warnen, bspw. aufgrund erhöhter Lohnforderungen der Arbeitnehmer. Damit könnte sich der aktuelle Inflationsdruck verstetigen und zu weiteren Preisanstiegen im kommenden Jahr führen. Diese Sorgen führen an den Kapitalmärkten bereits zu steigenden Zinsen. wenngleich die Kapitalmarktzinsen in den Industrieländern noch weit davon entfernt sind, sich als echte Anlagealternative zum Aktienmarkt zu erweisen. Dennoch reagieren die Börsen kurzfristig nervös auf diese Entwicklungen. Die Mischung aus schlechteren wirtschaftlichen Aussichten in Verbindung mit Inflationsgefahren schürt die Sorge vor einer "Stagflation".
Auf geopolitischer Ebene steigen die Spannungen zwischen USA und China. Während sich die USA ihren mittlerweile jährlichen politischen Streit um die Schuldenobergrenze leisten, greifen die Chinesen im eigenen Land immer härter durch. Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen sollen ihren Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Bildung wird zum Allgemeingut erklärt und die chinesischen Bildungsdienstleister kurzerhand zu gemeinnützig agierenden Unternehmen erklärt. Für Investoren sind dies schwierige Nachrichten, da die Berechenbarkeit staatlichen Handelns und damit die erforderliche Rechts- und Investitionssicherheit verloren geht. Auch in der Aussenpolititik wachsen die Spannungen mit Taiwan und im südchinesischen Meer. Die zunehmende Einflussnahme Chinas im asiatischen Raum kollidiert mit den Interessen der USA und ihrer Partner in der Region.
Nach wie vor grassiert der Corona-Virus weltweit. Viele Länder dieser Erde sind von den Impfquoten der Industrienationen noch Lichtjahre entfernt. Dies führt zu einer weiteren Verschärfung der Konflikte zwischen Arm und Reich in vielen Teilen der Welt. Eine weitere Corona-Welle im Winterhalbjahr der Nordhalbkugel steht bevor, wobei sich die wirtschaftlichen Einschränkungen diesmal in Grenzen halten dürften. Insgesamt nehmen die globalen Unsicherheiten deutlich zu und verschlechtern die weiteren Aussichten und die aktuelle Börsenstimmung.
Den Investor erwarten im vierten Quartal 2021 schwankungsanfälligere Aktienmärkte und möglicherweise ein Quartal insgesamt rückläufiger Aktienkurse. Die Zeichen stehen auf Konsolidierung - ein scharfer Börseneinbruch ist allerdings nicht zu erwarten, dafür ist die vorhandene Überschussliquidität viel zu hoch. Nach jedem größeren Kursrückgang stehen sofort genügend Interessenten bereit, um die günstigeren Kurse zum Einstieg zu nutzen. Gleichzeitig führen immer mehr Banken Strafzinsen und Verwahrentgelte ein und zwingen die Anleger zu mehr Risiko in der Kapitalanlage. Die Liquiditätsversorgung der Börse bleibt somit weiterhin gut und sichert die Aktienkurse nach unten ab. Vor diesem Hintergrund gilt es im vierten Quartal auf sich bietende Chancen zu warten und zwischenzeitliche Marktrückschläge zur Einstandsverbilligung zu nutzen.
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Quartalsbericht III-2021 - Honorarberatung Bodensee
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